Sport & Performancemanagement - COMMA MARKETING sports & business
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Sport & Performancemanagement

Sport & Performancemanagement

Ein Interview mit Jens Dautzenberg, Deutscher Meister über 400m

erschienen im Januar 2015 unter: https://www.veda.net/de/blog/sport-und-performancemanagement

Wir haben hier auf dem Blog schon viel über HR Management-Themen wie Performancemanagement, Talente oder Führung geschrieben. Eine Analogie zum Sport lässt sich da aus meiner persönlichen Sicht und Erfahrung nicht vermeiden: Ist es nicht so, dass im Unternehmen die gleichen Eigenschaften gefordert sind, wie im Hochleistungssport? Man denke an Leistungswillen, Durchhaltevermögen, großartige Erfolge, Teamgeist, Biss… Was also können wir vom Sport lernen? Sind Sportler nicht die eigentlich perfekten Arbeitnehmer? Ich habe dazu mal jemanden befragt, der beide Seiten kennt. Und jemanden, dessen Vita ich seit 41 Jahren als ‚großer Bruder‘ teile und verfolge 🙂 . Keinen Theoretiker, sondern jemand, der als ehemaliger Profisportler beide Seiten beurteilen kann – Lifestyle und Mindset als Sportler und den Business-Alltag.

 

Jens Dautzenberg ist Gründer und Geschäftsführer der COMMA Marketing GmbH & Co KG Marketing & Brand Consulting mit Sitz in Aachen. Tätigkeitsschwerpunkte reichen von strategisch-konzeptioneller Beratung zur Markenentwicklung bis zur Produktentwicklung in Marketing und Software. Zudem ist er Dozent für Unternehmenspolitik & Marketing an der Junior Management School. Vor der Gründung seines Unternehmens war der Vater 3er Töchter 12 Jahre Mitglied der Deutschen Leichtathletik Nationalmannschaft. In dieser Zeit wurde er u.a. 5x Deutscher Meister über 400m/4x400m, Junioren Vize-Europameister, vertrat die deutschen Farben bei Europa-Cup-Siegen und war mehrfach Finalist bei EM, Weltcup-Finale und Studentenweltmeisterschaften.

1. Jens, welche drei Eigenschaften sind Deiner Meinung nach die Wichtigsten, um in Deinem ehemaligen und heutigen Beruf erfolgreich zu sein? Welche Überschneidung siehst Du?

Erstens: Respekt – gegenüber Gegnern/Kunden/Mitbewerbern. Zweitens: Vision/Ziel mit realistischen Steps /Milestones (Umsatz/Sportliche Leistungsentwicklung,…). Drittens: Authentizität – Selbstvertrauen und nicht Selbstüberschätzung auch im Fall des Erfolges.

2. Bitte gewichte doch einmal die drei Erfolgsfaktoren Talent, Disziplin und Ausdauer nach Deiner eigenen Erfahrung.

Die alte Weisheit „Talent alleine reicht nicht aus um Erfolg zu haben“ findet im Sport wie im Berufsleben immer wieder seine Bestätigung. Aber die Leistungsfähigkeit ist trotz enormer Ausdauer und Disziplin ohne Talent streng limitiert. Richtig aber ist eigentlich: Disziplin & Ausdauer sind Talente, welche gepaart mit Fachkompetenz, oder eben physisch optimalen Voraussetzungen, den Erfolg bringen. Somit sind Ausdauer und Disziplin die Basis. Talent (im klassischen Dreiklang) der Unterschied zwischen Mittelmaß und Champions-League.

3. Was war die wichtigste Lektion, die Du im Laufe Deiner Karriere gelernt hast?

Du brauchst ein Team, welches Dich stützt und du am Erfolg teilhaben lässt – sowohl im Business als auch im Sport. Doch die Verantwortung für Deine eigene Leistung trägst du alleine. Die Erwartung an mich selbst war immer die, welche den Ansporn gab weiter zu machen. Im Consultant-Alltag ist dies noch heute meine oberste Prämisse – der höchste Anspruch an mich selbst ist der, den ich dem Kunden verkaufe.

4. Hinter jedem Erfolg steht harte Arbeit, sowohl im Sport als auch im Berufsleben. Wie motivierst Du dich, jeden Morgen aufzustehen und für den Erfolg zu kämpfen?

Das  mit dem Aufstehen als solchem gestaltet sich in der Tat heute schwieriger als früher – Rücken, Knie, Achillessehnenschmerzen 😉 Im Ernst: Leistung hat sich immer nur durch Training verbessert – nicht durch Liegenbleiben. Mein erster Bundestrainer hat gesagt: „Der Erfolg führt über die Treppe und nicht über den Fahrstuhl“ Prägende Worte die mit einer einfachen 400m-Weisheit kombinierbar sind: „ Es geht nur über den Schmerz – aber der wird irgendwann immer belohnt“.

5. Trotz Provokationen, Streitigkeiten und Auseinandersetzungen geht es auch im Sport darum die Nerven zu behalten und Souveränität zu zeigen. Wie schaffst Du das?

Die Fähigkeit der Fokussierung auf die eigene Stärke und auf seine eigene Leistung ist die Basis souveränen Auftretens. Dies wirkt nach außen – sowohl  in einer „sportlichen“ Konkurrenzsituation als auch in einer beruflichen Auseinandersetzung mit Kollegen, Kunden oder Mitbewerbern.  Die Summe an Erfahrungen macht hier den Vorsprung aus – sicher sammelt man diese Erfahrung im Hochleistungssport komprimiert und profitiert davon auch später noch.  Heute helfen mir Gedanken an extreme Stresssituationen wie Olympia-Ausscheidungen oder ein voll besetztes Münchner OlympiastadionStadion fixiert auf den deutschen Athleten auf der Bahn. Stress ist relativ!

6. Neben Erfolgen muss man häufig auch Rückschläge hinnehmen. Wie gehst Du damit um und hast Du einen Tipp für unsere Leser?

Die übliche Floskel „Rückschläge gehören dazu und aus diesen lernt man“ gibt es von Trainern immer wieder zu hören.  Aber Olympia kommt eben nur alle 4 Jahre  – und wenn dann Verletzungen dazwischen kommen, stellt man schnell alles in Frage.  Solche Ereignisse in positive Energie umzusetzen braucht Kraft und das richtige Umfeld. Tipp?  Es gibt immer nur einen der für meinen Erfolg verantwortlich ist – das bin ich selbst. Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und in das eigene Leistungsvermögen und eine Prise kritische Selbstreflektion hilft in diesen Momenten!

7. Hierarchien werden, sowohl in der Berufswelt als auch im Mannschaftssport, immer flacher. Was denkst Du als Individualsportler, der auch in der Staffel erfolgreich war, über den Leadertyp?

Sind Führungspersonen nötig, oder kann auch ein Team mit flacher Hierarchie erfolgreich sein? Auch im Sport hängt dies von der Qualität des Teams und/oder des Leader ab. Beide Erfahrungen durfte ich im Sport sammeln – einmal als perfektes Team mit europäischen Durchschnittsathleten Staffel Vize-Europameister zu werden,  ist der klassische Fall des erfolgreichen Teams mit flacher Hierarchie.  Auf der anderen Seite mit einem Leadertypen voran die schnellste deutsche Staffelzeit seit 1993 bei einem Europacup-Sieg zu erlaufen, zeigt die andere Variante. Allerdings muss die Teambesetzung mit Blick auf die Zielsetzung passen: Mit einem Leadertypen als Favorit in eine Europameisterschaft zu gehen und mit leeren Händen das Ende zu erleben ist das andere Extrem , zeigt, dass es immer nur situativ und oft erst im Nachgang ein ‚richtig‘ oder ‚falsch‘ gibt.  Daraus gilt es zu lernen. Das Fazit bezogen auf die Frage: Eine Führungsperson die real Verantwortung übernimmt ist für mich gleichbedeutend mit einem funktionierenden Team welches gemeinschaftlich Verantwortung trägt.  Dies zu erkennen, trennt den guten Personaler vom „Möchtegern“-HR-Specialist.

8. Stichwort „Performance“: Die Leichtathletik ist sicherlich eine der tranparentesten Sportarten, was die objektive Messbarkeit von Leistung angeht. Wie misstDu Leistung in Deinem heutigen Metier? Nur hard facts oder woran machen Ihre Kunden Leistung fest? 

Zum Glück nicht nur anhand von  Hard Facts. Dankenswerterweise ist der Bereich  Marketing nicht immer eindeutig an Kennzahlen fest zu machen. Natürlich sind Umsatzzahlen, Reichweite, Kontakte, Markenbekanntheit, TV Quote, Page Impressions oder Conversion Rates wichtige Bemessungsgrundlagen. Aber bei der Markenentwicklung und der Markenpositionierung  – sind Faktoren wie Authentizität, langfristiger Imageaufbau, etc . weiche Faktoren, die erst später Effekte zeigen. Strategie, Konzept, Realisation aus einer Hand mit der klaren Übernahme der Verantwortung überzeugen. Mir hilft hier sicher auch der sportliche Background und die Einstellung für den gemeinschaftlichen Erfolg harte Arbeit nicht zu scheuen.

Ganz herzlichen Dank für das Interview.

Spannende Erfahrungen und Eindrücke eines Individualsportlers, der gerade auch als Teil eines Teams die größten Erfolge gefeiert hat. Ungewöhnlich übrigens auch für mich selbst, mal beruflich das zu erfragen, was in unserer Family ganz selbstverständlich war.